Beiträge zur Naturkunde in Osthessen

 

Beiträge zur Naturkunde in Osthessen Band  50,  Ein floristisches und faunistisches Portrait der Parkanlagen von  Schloss Fasanerie bei Eichenzell Krs Fulda, Schriftleitung Martin Engel, 20x29 cm, Broschur, 192 Seiten, 12 Euro, ISSN 0342-5452, Imhof Verlag, Petersberg 2013. 

Der Band 50 der Beiträge ist das Kompendium einer floristischen und faunistischen Untersuchung des Schloss- und Wildparkes von Adolphseck bei Eichenzell durch Mitglieder und Freunde des VNO. 

Zur Einführung erläutert Jörg Burkard die forstwirtschaftliche Nutzung der Parkanlagen und gibt einen Überblick über die ökologischen Grundstrukturen des Gebietes.

Band50 

Ute Lange geht in der Folge in ihren zwei Beiträgen über Flora und Vegetation auch auf die Gartenbaugeschichte der Parkanlagen ein. In dem durch ein Mosaik verschiedener Biotoptypen gekennzeichneten Untersuchungsgebiet konnte sie mit über 300 Gefäßpflanzen und 26 Moosarten ein sehr umfangreiches Arteninventar feststellen, das auch einige für den Naturraum seltenere Arten, wie den Dolden-Milchstern, Orchideen wie das Große Zweiblatt und das Fuchs’ Knabenkraut, sowie die Trollblume aufweist.

Wegen seiner großen Artenvielfalt sieht sie das Gebiet in seiner Umgebung als ein wesentliches Landschaftselement und als wichtigen Trittstein bei der Vernetzung naturnaher Lebensräume.

Herr Jürgen Herrlich, als Gärtnermeister in den Parkanlagen tätig, steuerte auch eine Artenliste der im Schlosspark angepflanzten Gehölze bei. Diese umfasst immerhin 59 Laubbaum-, 16 Nadelbaum- und 36 Straucharten.

 
Doldenmilchstern 

Stefan Zaenker hat sich mit vier Artikeln an diesem Band beteiligt. In seinem ersten Beitrag geht er auf die zwei Quellen im Park und ihre Fauna ein. Standorte und Untersuchungsmethoden werden beschrieben, physikalische Messwerte interpretiert und Gefährdungsfaktoren für die Quellen aufgezeigt. Die festgestellte Fauna wird mit Anmerkungen und Vergleichszahlen von weiteren hessischen Quellenfunden dargestellt. Sein zweiter Beitrag stellt die Fauna des Eiskellers vor, der über einen Zeitraum von 19 Monaten von ihm untersucht wurde.

Stefan Zaenker und Eberhard Plassmann untersuchten des weiteren die Pilzmücken mit beachtlichen Ergebnissen. Bei 24 dieser Arten handelt es sich um Erstnachweise für das Bundesland Hessen. Folgende 8 Arten sind neu für Deutschland: Azana sinusa Coher, 1995; Boletina pectinunguis Edwards, 1932; Brevicornu amplum Blagoderov, 1992; Dynatosoma majus Landrock, 1912; Ectrepesthoneura ovata Ostroverkhova, 1977; Mycetophila fulva Winnertz, 1863; Mycetophila nemorivaga Zaitzev, 1998; Sciophila cordata Zaitzev, 1982. In einem weiteren Artikel wertete Stefan Zaenker noch die Beifänge der zoologischen Untersuchungen zur Laufkäfer-, Spinnen- und Pilzmückenfauna aus.

Eiskeller

 

Paul-Walter Löhr

stellt in einem umfangreichen Artikel Insektenfunde aus einer Malaisefalle, die über ein Jahr im Park aufgestellt war, dar.

Dabei konnten insgesamt 835 Insektenarten nachgewiesen werden. Von diesen sind 90 Arten neu für Hessen, 8 neu für Deutschland, 16 Arten stehen auf der Roten Liste Hessens beziehungsweise Deutschlands und weitere 10 Spezies gelten als selten beziehungsweise sehr selten.

 

Marienkaefer
 

Karl-Heinz Schmalz untersuchte die Artgruppe der Wildbienen und verglich diese statistisch mit einer eigenen früheren Erfassung aus den 90er Jahren. In einem weiteren Artikel geht er gemeinsam mit Stefan Tischendorf noch auf die Stechimmen aus Nisthilfen ein. Einzelnachweise zweier in Deutschland sehr seltenen Arten, der Grabwespe Crossocerus heydeni und der Faltenwespe Symmorphus angustatus, nahmen die beiden zum Anlass, Trapnester an geeigneten Stellen des Parks  auszubringen. Ziel war es, die Häufigkeit der beiden im Untersuchungsgebiet im Jahr 2009 nachgewiesenen Arten näher bestimmen zu können. Durch diese Methode gelangen einige Neunachweise von „Wespen“ für die Region. allerdings keine weiteren Funde der beiden anvisierten Arten.

 
Faltenwespe

Die Spinnenfauna wurde von Theo Blick bearbeitet. Aus den verschiedenen zoologischen Erfassungen im Eiskeller, der zwei Quellen, aus Kescherfängen und der Malaisefalle sowie den Bodenfallen konnten insgesamt 101 Spinnenarten aus 17 Familien festgestellt werden. Diese stammten überwiegend aus der Bodenfallenuntersuchung. Dabei wurden zwei deutschlandweit seltene Arten gefunden: Saaristoa firma und Syedra gracilis. Die tatsächlich im Schlosspark vorhandene Spinnenzahl dürfte nach Einschätzung des Autors bei fast 200 Arten liegen.

 
Saaristoafirma 

Andreas Niedling, unterstützt von seinen Eltern, Gerhard und Brunhilde Niedling haben den Beitrag zur Laufkäferfauna beigesteuert. Dazu wurden im Zeitraum von April bis Oktober Bodenfallen- und Handfänge durchgeführt. Dabei wurden 64 Arten nachgewiesen. Es handelt sich vorwiegend um Arten der Wälder bzw. gehölzreicher Standorte. Bemerkenswert sind die Nachweise zweier Rote-Liste-Arten Diachromus germanus und Amara montivaga.

 

Mit den Heuschreckenvorkommen befasste sich Joachim Jenrich und konnte 15 Arten nachweisen. Damit kann der Park für diese Gruppe als relativ artenreich angesehen werden.

 
Glanzlaeufer 
   
Martin Rieser erarbeitete den Beitrag zur Schmetterlingsfauna. Dabei wurden drei verschiedene Methoden angewendet: Käscher- und Lichtfang sowie Auswertung der Beifänge aus der Malaisefalle. Insgesamt wies er 35 Tagfalterarten nach, von denen vier auf der Roten Liste der Tagfalter als stark bzw. gefährdet aufgeführt sind. Ferner wurden 60 Nachtfalter festgestellt, von denen zwei als gefährdet gelten. Distelfalter 

Die Vogelwelt im Schlosspark und der näheren Umgebung wurde von Horst Bachmann, Christof Wende und Gisela Hennig auf insgesamt 72 vogelkundlichen Exkursionen erfasst. Es wurden dabei 82 Vogelarten nachgewiesen, die den Schlosspark als Brut- oder Nahrungshabitat nutzen. Welche Bedeutung der Schlosspark als Lebensraum für die Vogelwelt hat, mag man daran ermessen, dass 28 der nachgewiesenen Arten auf der aktuellen Roten Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens stehen.

 

Die Fledermausfauna wurde von Lothar Herzig bei acht nächtlichen Begehungen mittels Lautanalysen untersucht. Dabei konnten nachgewiesen werden: Wasserfledermaus, Bartfledermaus, Zwergfledermaus, Langohrfledermaus und schließlich Großer Abendsegler sowie Kleinabendsegler. Die Anwesenheit der letztgenannten Arten, die eine hohe Mobilität aufweisen, deutet an, dass es sich bei dem Park um ein bedeutendes Nahrungshabitat nicht nur für die Fledermäuse des Parks, sonern auch des angrenzenden Waldes handelt.

 

Die Säugetier-Fauna schließlich haben Franz Müller und Stephan Balzer, der Jagdpächer im Park ist, zusammengestellt.

Text: Martin Engel



Langohrfledermaus

 

 

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