Fahrt zum Muschelkalkmuseum Hagdorn in Ingelfingen

mit Exkursion in den Lettenkeuper

 

Am Samstag den 29.6.19 fand die zweite öffentliche Veranstaltung dieses Jahres des Arbeitskreises Geologie und Paläontologie statt.  Die 20 angemeldeten Teilnehmer, in Fahrgemeinschaften angereist, trafen pünktlich um 10 Uhr vor dem Muschelkalkmuseum ein.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Manfred Schulz überreichte dieser vorab dem Museumsleiter Dr. h. c. Hans Hagdorn ein als Tischdekoration aus Gesteinen des Oberen Muschelkalk gestaltetes, floral ausgarniertes Präsent. Dazu kam eine Kollektion unterschiedlich großer fossiler Baue aus dem Lissocardia - Horizont der ZKW Otterbein / Müs. Zwei davon zeigen freigelegte Hüllen von Krebsen der Art Lissocardia silesiaca, die diese bei Häutungen in den Bauen hinterlassen haben.

Zu Beginn der Führung gab Hagdorn einen kurzen Überblick über den Werdegang  des Museums.

Im Anschluss folgte eine zweistündige, äußerst lehreiche, unterhaltsam- verständliche und mit fundiertem Fachwissen untermalte Führung, die allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.


Manfred Schulz überreicht Hans Hagdorn ein Präsent
Foto: W. Reus

In der ersten Ebene der Ausstellung wurden nahezu alle Aspekte des Muschelkalks, wie Forschungsgeschichte, Lebewelt, ökologische Zusammenhänge, Sedimentologie und die Besonderheiten einzelner Tiergruppen erläutert.

Ausführlich ging Hagdorn zum Beispiel auf das „Fossil des Jahres“ und seine Forschungsgeschichte ein. Es handelt sich um die Seelilie Encrinus liliiformis, eine Verwandte der Seesterne und Seeigel. Auch die bekannten Muschelkalk-Ceratiten, frühe Ammoniten, und ihre evolutionäre Entwicklung waren Thema. Ebenso interessant war die Entstehung von Austernriffen und dass diese Austern sowohl tote Ceratiten besiedelten, als auch lebende.

Auf der zweiten Ebene, die ausschließlich der Lebewelt des Lettenkeupers gewidmet ist, dominieren spektakuläre, zum Teil riesige Skelettelemente der Wirbeltierfauna der sogenannten Erfurt-Formation. Schädel und Skelettelemente von Dachschädler-Lurchen, die ausgewachsen bis 8 Meter lang werden können, versetzten die Besucher in ungläubiges Staunen. Dass hier mit Mastodonsaurus das größte je auf der Erde gefundene Amphibium gelebt hat, unterstreicht eindrucksvoll die Bedeutung dieser Funde über die Region hinaus.

Aber auch weitere, sehr seltene bis einzigartige Funde von Raubsauriern, deren Lebensweise und Nahrungsspektrum sich aus Zahnform und Skelettbau abgeleiten lässt, konnte H. Hagdorn sehr anschaulich erläutert werden.


Hans Hagdorn führt die Besucher durch die Ausstellung des Muschelkalkmuseums; Foto: W. Reus

Für die nachmittags geplante Exkursion in den Lettenkeuper des Schotterwerkes Schuhmann in Vellberg-Eschenau war dies der ideale Einstieg.Nach der Mittagspause in der örtlichen Gastronomie, bei der in angeregten Gesprächen noch viele Fragen und Erläuterungen über den Tisch gingen, trafen wir uns dann gegen 14.30 Uhr vor dem Werksgelände des o.g. Schotterwerkes.

Dr. Rainer Schoch vom Staatlichen Museum in Stuttgart und Dr. Hans Hagdorn waren hier als Exkursionsführer die erste Wahl.

Nachdem H. Hagdorn anhand des Steinbruchprofils einen Überblick über die Lagerstätte gegeben hatte, führte uns Rainer Schoch in die Sedimentologie der einzelnen Schichtglieder, deren Fossilgehalt und soweit nach jetzigem Wissenstand möglich, in die damals existenten Umwelt und Ablagerungsbedingungen ein. Neben dem bereits im Museum gesehenen Fossilmaterial wies er auch auf den Erstfund der ältesten derzeit geborgenen Schildkröte aus dieser Lagerstätte hin.

 
Schädel eines Mastodonsaurus aus der Erfurt-Formation
Foto: W. Reus

Der Wechsel vom Oberen Muschelkalks zum Keuper war in dem Steinbruch überaus deutlich. Die Schichten des Keupers zeigten sich als sehr abwechslungsreich mit kohligen, sandigen und tonigen Abschnitten, was einen häufigen Wechsel der Lebensbedingungen belegt. Hier sind, wie Rainer Schoch ausführte, noch manche Rätsel zu lösen und bestimmte Artengruppen, die zu erwarten wären, wurden noch nicht entdeckt. Der Fund eines „Bonebed“, einer natürlich entstandenen Akkumulation von Knochen- oder auch Zahnteilen war für alle sehr interessant.Nicht ohne Stolz erläuterte er auch die weltweit einzigartige Bedeutung dieses erdgeschichtlichen Zeitabschnittes in Bezug auf die in der Region existierenden Lagerstätten.

Im Anschluss an diese enorm aufschlussreiche und informative Führung bedankte sich Manfred Schulz im Namen der Teilnehmer für die tolle Führung und überreichte Dr. Schoch ebenfalls ein aus Oberem Muschelkalk gestaltetes, floral ausgarniertes Präsent.

Nach einem sehr informativen, unterhaltsamen, zuletzt im Steinbruch bei 36° auch sehr heißen Sommertag, traten dann alle voll neuer Eindrücke die Heimreise an.


Exkursionsgruppe; Foto: W. Reus

                                                                                                                       Manfred Schulz und Kerstin Bär

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