Arbeitskreis übergreifendes VNO-Projekt (2008)

Der Romersberg bei Malkes – Porträt eines brach gefallenen Kalkhügels

Koordination und redaktionelle Bearbeitung: Dr. Ute Lange

Literatur:

Der Romersberg bei Malkes – floristisches und faunistisches Porträt eines brach gefallenen Kalkhügels. 

Beiträge zur Naturkunde in Osthessen, Band 44: 3 - 67. Michael Imhof Verlag. Petersberg.

 

Raubwürger
Raubwürger
Foto: Hans Mittermeier
Schwalbenschwanz

Schwalbenschwanz
Foto: Martin Rieser
Wiesen-Salbei
Wiesen-Salbei
Foto: Ute Lange
Luftbild Romersberg
Luftbild des Romersberges (2006)
Foto: Hans Mittermeier
  

Mitglieder der Arbeitskreise Botanik, Entomologie, Ornithologie und Geologie des Vereins für Naturkunde in Osthessen haben sich zusammengetan, um das Artenpotenzial  des Bereichs „Romersberg bei Malkes“ (TK 5423/14) zu untersuchen.

Das direkt an der Grenze zum Stadtgebiet von Fulda liegende, aber schon zur Gemeinde Großenlüder gehörende Untersuchungsgebiet stellt eine vor allem von Unterem Muschelkalk gebildete, zunächst recht unscheinbar wirkende Erhebung dar. Inmitten einer zumeist intensiv bewirtschafteten Umgebung weist dieser früher teilweise zur Gewinnung von Kalkkies genutzte Kalkhügel jedoch einen interessanten Vegetationskomplex mit einem umfangreichen Artenspektrum auf und ist als ein Kleinod in der ansonsten recht ausgeräumten Landschaft anzusehen.

Vegetationskundlich lassen sich die verbuschten bzw. degenerierten Rasenbestände des Untersuchungsgebietes am ehesten dem Enzian-Schillergras-Rasen zuordnen. Daneben kommen noch Wiesenbereiche trockener Ausprägung vor. Insgesamt konnten auf den Kalkmagerrasen-Resten, auf den mageren Wiesen und in den Kalksteinbrüchen etwa 170 Pflanzenarten nachgewiesen werden. Ferner wurden unter den Kryptogamen 22 Moos- und Flechtenarten bestimmt, die vor allem an den Stellen zu finden sind, an denen die Vegetationsdecke gestört ist. Obwohl das Untersuchungsgebiet aufgrund verschiedener Faktoren eine unübersehbare Degradation des Pflanzenpotenzials zeigt, ist es zurzeit noch durch eine schutzwürdige floristische Grundausstattung gekennzeichnet.

Diese bietet eine angemessene Grundlage für eine teilweise ebenso artenreiche Fauna.  Dies gilt insbesondere für die Insektenfauna. So konnten 15 Wespen- sowie 76 Bienenarten erfasst werden, wobei unter den letzteren typische Vertreter der osthessischen Kalkmagerrasen vorhanden sind. Mit Hilfe von Bodenfallen ließen sich 29 Laufkäferarten nachweisen. Es handelt sich hierbei ebenfalls überwiegend um xerophile Arten der Kalkmagerrasen. Darunter befinden sich auch eine Reihe von Rote-Liste-Arten sowie von Arten, die in Hessen sehr selten anzutreffen sind.

Mittels Insektennetzen und einer so genannten Malaise-Falle wurde zudem eine Artenliste von insgesamt 63 Fliegenarten erstellt, die einige für den betreffenden Naturraum als bemerkenswert zu bezeichnende Spezies aufweist. Mit 26 zumeist thermophile Falterarten ist die Artenzahl dieser Insektengruppe im Vergleich zu ähnlichen benachbarten Biotopen hier jedoch relativ niedrig. Dies ist vermutlich auf die geringe Größe sowie die isolierte Lage des untersuchten Gebietes zurückzuführen.

Bei der Erfassung der Gastropodenfauna wurden 15 Schneckenarten registriert, die zu einem großen Teil auf der Roten Liste der in Hessen gefährdeten Molluskenarten stehen. Dabei belegt eine Reihe von thermophilen Arten die ökologische Sonderstellung des Romersberges als Wärmeinsel.

Darüber hinaus nutzen 73 Vogelarten den Romersberg als Brut- oder Nahrungshabitat. 27 von ihnen sind in der aktuellen Roten Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens zu finden.

 Mit diesem aktuell nachgewiesenen floristischen und faunistischen Arteninventar ist das Untersuchungsgebiet als ein schutzwürdiger Reliktstandort und zugleich als ein wichtiges Element im Biotopverbundsystem anzusehen. So kommt dem Romersberg bei Malkes aufgrund seiner möglicherweise vermittelnden Funktion hinsichtlich des genetischen Austausches im Ensemble der Kalkgebiete in der Fuldaer Senke große Bedeutung zu.

Außer der Gefährdung der betreffenden Fläche aufgrund ihrer geringen Größe und isolierten Lage muss die „natürliche“ Sukzession als eine weitere wesentliche Ursache für das Verschwinden typischer Magerrasenarten gelten. Wegen Nutzungsauflassung können in die Restbestände am Romersberg insbesondere vom Rand her verschiedene Gehölze immer weiter in die offenen Flächen vordringen und so deren Verbuschung vorantreiben. Die dadurch veränderten mikroklimatischen Bedingungen bewirken eine Veränderung der Vegetation, die sich schließlich dann auch im faunistischen Arteninventar widerspiegelt.

 Neben den bisher beschriebenen Arealen erscheint eine gefasste Kalkquelle in unmittelbarer Nähe des Romersberges als sehr interessant. Bereits nach wenigen Untersuchungen zeigte sich die Einzigartigkeit dieses Quellbiotops im Vorkommen bestimmter Quell- und Grundwasserarten. Eine Besonderheit ist ferner das Vorhandensein von Kalktuffbildungen im Quellbach, die ausgesprochen schutzwürdig sind und einer besonderen Sicherung bedürfen.

 Obgleich die kartierte Fläche am Romersberg nur noch einen verarmten Restbestand des ursprünglich einmal vorhandenen biotischen Potenzials darstellt, steht die Schutzwürdigkeit des Untersuchungsgebietes außer Frage. Wenn es gelingt, diesen Bereich vor möglichen Gefährdungen zu schützen, kann er auch mittel- bzw. langfristig als ökologisch wertvolles Rückzugsgebiet für eine Reihe von Pflanzen und Tieren erhalten werden. Dabei können die erhobenen Daten und deren Dokumentation als wertvolle fachliche Grundlage für entsprechende Pflege- und/oder Schutzmaßnahmen dienen.

Inhalt von Band 44 der Beiträge zur Naturkunde in Osthessen

Grußwort: Silvia Hillenbrand, Bürgermeisterin von Großenlüder

Vorwort: Ute Lange

Sr. Lucia Jestädt & Elmar Kramm: Geologie und Nutzungsgeschichte des Romersberges

Ute Lange: Flora und Vegetation am Romersberg

Ute Lange: Moose und Flechten am Romersberg

Udo Lange: Gastropodenfauna des Romersberges

KARL-HEINZ SCHMALZ: Bienen und Wespen (Insecta: Hymenoptera, Aculeata)

ANDREAS NIEDLING: Beitrag zur Laufkäferfauna (Coleoptera: Carabidae)

Paul-Walter Löhr: Fliegenfunde (Diptera) vom Romersberg

Martin Reiss & Stefan Zaenker: Die Romersbergquelle – Betrachtung eines Kleinstlebensraums

Horst Bachmann & Gisela Henning: Die Vogelwelt des Romersberges und der Umgebung bei Fulda-Malkes

Martin Rieser: Beitrag zur Tagfalterfauna (Lepidoptera) am Romersberg

Reste des ehem. Steinbruchs von Bimbach
Foto: Ute Lange
 
Steinbruch Malkes
Ehemaliger Steinbruch von Malkes
Foto: Ute Lange
 
Landkärtchen
Landkärtchen im Frühjahr
Foto: Hans Mittermeier
 
Wollbiene
Wollbiene
Foto: Karl-Heinz Schmalz
 
Bombardierkäfer
Bombardierkäfer
Foto: Andreas Niedling
 
Weiße Heideschnecke 
Weiße Heideschnecke
Foto: Udo Lange
 
Eiche an der Romersbergquelle
Eiche an der Romersbergquelle
Foto: Stefan Zaenker

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