Der VNO trauert um Dr. Franz Müller (26.11.1939 - 3.8.2023) |
|
Am 3. August verstarb der regional und auch
überregional bekannte und fachlich wertgeschätzte Wildbiologe Dr. Franz
Müller aus Gersfeld-Hettenhausen. Der am 26. November 1939 in Müglitz,
Kreis Hohenstadt im Sudetenland geborene Franz Müller kam nach der
Vertreibung im Jahr 1946 mit seiner Familie nach Fulda. Nach seinem
Abitur 1960 an der Winfriedschule studierte er in Marburg und Gießen
Biologie. Seine Doktorarbeit bezog sich auf langjährige
ethologisch-ökologische Freilandstudien des Auerhuhns im Eichenzeller
Wald. Franz Müller entwickelte früh eine tiefe
Verbundenheit zur Natur. Seine äußerst präzisen Beobachtungen in der
Natur, insbesondere von Vögeln und Säugetieren, dokumentierte er mit
Text und handgefertigten Zeichnungen. Sein künstlerisches Talent baute
er durch Studien verschiedener Zeichentechniken am Institut für
Kunstgeschichte, Malerei und Grafik weiter aus, um seine
naturwissenschaftlichen Dokumentationen zu perfektionieren. Seine
Zeichnungen findet man nicht nur in zahlreichen naturwissenschaftlichen
Publikationen, sondern auch in Wandbildern des Vonderau Museums. Darüber
hinaus erlernte er im Studium die wissenschaftliche Präparation von
Tieren, das Gewinnen von Tierhäuten und Vogelbälgen sowie die Schädel-
und Skelettpräparation zu Bestimmungszwecken. Nach seiner Promotion arbeitete Müller zunächst
für den Arbeitskreis Wildbiologie an der Universität in Gießen.
Gegenstand der Tätigkeit dort waren Untersuchungen zu Waldschnepfe,
Rebhuhn, Hase, Rot, Muffel- und Rehwild. Damals entstanden seine
Publikationen der „Wildbiologischen Informationen für den Jäger“. |
|
Ab März 1988 trat Franz Müller die Stelle als
Abteilungsleiter Naturkunde des Vonderau Museums an, die er bis zu
seiner Verrentung im Jahr 2004 mit großem Engagement ausfüllte. Ein
Glanzpunkt seiner Arbeit sind die dortigen Dioramen zu verschiedenen
Lebensraumtypen, bei deren Betrachtung der Besucher in die Rolle des
Naturbeobachters schlüpft und die auch heute noch eine hohe
Anziehungskraft insbesondere für Kinder und Jugendliche haben. Auch nach
seinem Eintritt in den Ruhestand stand er dem Museum gerne mit Rat und
Tat zur Seite. Über viele Jahre war er Mitglied des
Naturschutzbeirats des Landkreises Fulda, wo er als erfahrener
Naturschützer, kritischer Mahner und konstruktiver Fachmann galt. An der
Vorbereitung zur Ausweisung und auch an der weiteren Ausgestaltung der
Rhön als Biosphärenreservat war er von hessischer Seite maßgeblich
beteiligt. Viele der heutigen Naturschutzgebiete in Osthessen und in der
Rhön wurden auf seine Initiative hin ausgewiesen, man denke nur an das
Rote Moor oder den Schafstein. Im Jahr 1970 trat Franz Müller in den neu
gegründeten Verein für Naturkunde in Osthessen e. V.
ein, wo er bis zu seinem Tod im Vorstand aktiv war. Insbesondere
bereicherte er die Schriftenreihe „Beiträge zur Naturkunde in Osthessen“
mit zahlreichen Publikationen und fertigte für andere Autoren aber auch
immer wieder Zeichnungen an. Franz Müller war bis zuletzt wissenschaftlich
aktiv. Rund 180 wissenschaftliche Publikationen erschienen unter seinem
Namen, zuletzt die „Beobachtungen an der Heidelerche im Landkreis
Fulda“. Ein weiteres ehrenamtliches Engagement galt der
Naturschutzvereinigung „Hessische Gesellschaft für Ornithologie und
Naturschutz“, die er landesweit und auf Kreisebene maßgeblich geprägt
hat. Mit Dr. Franz Müller verliert die Region eine
Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für einen respektvollen Umgang mit
der Natur eingesetzt hat. Die Region Osthessen verliert mit ihm einen
vorzüglichen Kenner der heimischen Natur, einen Menschen, der die Natur
liebte und seinen Mitmenschen dafür die Augen öffnete. Ihm gebührt dafür
großer Respekt, Dank und hohe Anerkennung. |
|
Jörg Burkard & Elmar Kramm (nach dem Artikel von Joachim Jenrich in den Beiträgen zur Naturkunde in Osthessen, Bd. 58) |