Wissenschaftliche Tagung des VNO am 9. Oktober 2016 in Lahrbach Pilzforschung in der Rhön |
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Vorsitzender Jörg Burkard eröffnete die Tagung
um 10 Uhr und begrüßte die Ehrengäste, Referenten und Teilnehmer.
Grußworte sprachen Thorsten Raab vom Biosphärenreservat,
stellvertretender Forstamtsleiter Bernd Mordziol-Stelzer, Bürgermeister
Mario Dänner und Ortsvorsteher Raymund Huf. Die Vortragsreihe eröffnete Vorstandsmitglied Karl-Heinz Schmalz mit seinem Vortrag: Einblicke in Leben und Werk des Pfarrers und Pilzforschers Dr. Adalbert Ricken. Ricken wurde 1851 als Sohn einer Großfamilie mit 12 Kindern geboren. Ein geistlicher Förderer erlaubt ihm den Weg zum geistlichen Beruf. Adalbert Ricken besucht in Fulda das Kurfürstliche Gymnasium und das Konvikt des Priesterseminars. Er wird 1873 in Fulda zum Priester geweiht. Danach wird er Kaplan in Dermbach, Borsch und Weimar, 1885 Pfarrer am Dom zu Fritzlar, 1878 Pfarrer in Aufenau und danach ab 1907 Pfarrer in Lahrbach. Er stirbt 1921 in Fulda. |
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Adalbert Ricken war zuerst Priester. In seiner
freien Zeit widmete er sich intensiv der Pilzwelt seiner Heimat,
untersuchte Bestandteile unter dem Mikroskop, zeichnete kontrastreiche
Strukturen, ordnete, typisierte und systematisierte. Er schuf zuletzt
ein Bestimmungsbuch für den Pilzsucher und zur Systematik der
Blätterpillze. Ricken war Mitinitiator der Deutschen Mykologischen Gesellschaft, erlebte die Gründung allerdings nicht mehr. Adalbert Ricken zur Ehre vergibt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie den ADALBERT-RICKEN-PREIS zur Förderung mykologischer Freizeitforschung. In den Namensindizes zahlreicher Pilzarten ist der Name Adalbert Rickens eingebettet. |
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Die Bedeutung des naturwissenschaftlichen Lebenswerkes von A. Ricken für die Pilzfreunde des 19. und 20. Jahrhunderts. Prof. Dr. Heinrich Dörfelt Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg |
Dr, Heinrich Dörfelt würdigte das wissenschaftliche Werk des Pfarrers Adalbert Ricken - des Wissensstandes im 19./20. Jahrhundert. Ricken malte für seine Veröffentlichungen über die Blätterpilze Bildtafeln auf Öl und bestimmte durch besondere Akzentuierung die wichtigsten Bestimmungsmerkmale, die er zum Teil mikroskopisch untersucht hatte. Sein für Laien geschaffenes Pilzbestimmungsbuch "Vademecum" war geschätzt und wurde bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts genutzt. |
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Bernd Mordziol-Stelzer im Forstamt Hofbieber Aktuelle Gefährdungen durch Pilze im Forstamt Hilders Foto: Pilzfraß an Ulme |
Der Referent berichtet aus seiner beruflichen Praxis über Pilze im Wald. Er zeigt anschaulich, dass es neben den vielen Nützlingen auch Schädlinge gibt. Beispielsweise führe das "Falsche weiße Becherchen" zum bedrohlichen Eschensterben in Deutschland, gegen das es keinen Schutz gebe. Ein tödlicher Salamanderpilz habe zu einem Massensterben in Holland und Belgien geführt. Er sei jetzt im Vormarsch auf Deutschland und mehrfach schon nachgewiesen. |
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Dr. Gitta Langer Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Göttingen Pilze als Nahrungsanzeiger in Wäldern Foto: Judasohr |
Frau Dr. Langer traf
zunächst die begriffliche Unterscheidung zwischen naturnahen Wäldern,
Urwäldern und Primärwäldern. Sie verwies dann auf Zeigerarten, die
Hinweise geben auf die Natur eines Habitats, Biotops oder Ökosystems.
Sie nannte und zeigte Pilzarten, die spezifisch sind für langfristige
Totholztradion (Sepula
himatioides),
langfristige Bewaldungskontinuität (Violettmilchender
Becherling) und starke
Naturnähe mit henrucium coralloidum. Sie
machte auf Anzeiger aufmerksam, die bei langfristiger intensiver
Bewirtschaftung zurückgehen oder auf entfernt naturnahen Waldbedingungen
in Parkanlagen mit langer Tradition (Schichtpilze der Art Sterenum
gausapatum). Gut erforscht zeigte sie zuletzt eine ausführliche
Reihe von Nähranzeigern für baumartspezifische Pilzarten, so den
Buchenstachelbart (Buche) oder das Judasohr (Holunder). |
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