Geologische Wanderung um Müs |
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Als Folgeveranstaltung zum
Tag des Geotops 2019 hatte der Arbeitskreis Geologie/Paläontologie und
die Sektion Vogelsberg der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft zu o.
g. Veranstaltung geladen. Bei unbeständiger Witterung traf sich eine
Gruppe regionalgeologisch interessierter Teilnehmer am stillgelegten
Steinbruch Meister in Großenlüder. An dieser ersten Station
der Wanderung erläuterte Manfred Schulz die Besonderheiten des unter
Naturschutz stehenden Geotops.
Die weitgehend ungestörten Schichtenfolge vom oberen Abschnitt
des Mittleren Muschelkalks bis in die
spinosus-Zone des Oberen Muschelkalks ist auch die erste
Fundlokalität des Lissocardia
– Horizontes in der Region, einer Fundschicht von Muschelkalkkrebsen,
die in den letzten beiden Jahrzehnten mehrfach in den Fokus der
Wissenschaft rückte. An einer schräg
stehenden Schichtfläche mit Trockenrissstrukturen im Mittleren
Muschelkalk erläuterte M. Schulz die Bildung von Biolaminiten in
periodisch überfluteten Auftauchbereichen des Muschelkalks.
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Manfred Schulz bei seine Erläuterungen zur Schichtenfolge am Kalkwerk Meister.
Foto: E. H. Meidt
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Nach dem Überqueren der
Kuppe des Langenbergs bot sich an der Abbaukante des Tagebaus der Zkw
Otterbein ein hervorragender Blick in die Lagerstätte. An dieser Stelle
ließ sich anschaulich die komplizierte Grabenbruchtektonik mit den
erdgeschichtlichen Abschnitten des Oberen Buntsandsteins, kompletten
Muschelkalks und Keupers erläutern. Am südlichen Ortsrand von
Müs durchs Tal ging es dann weiter vorbei an einem Keuperacker
durch Oberen Muschelkalk Richtung Atzmannstein. Dort vorgelagert
an der Lokalität ,,Vogelsküppel“ lag die nächste Station: eine
Geländeerhebung im Buntsandstein, der dort stark mit Eisenerz
durchdrungen ist. Hier wurde ausgiebig von den Teilnehmern die Ursachen
der lokalen Vererzung und auch anderer Erzvorkommen diskutiert. |
Exkursionsgruppe am Rande des auflässigen Kalksteinbruchs Meister; Foto: E. H. Meidt |
Im weiteren Verlauf der
Tour noch am Atzmannstein lag der nächste Halt an einem kleinen
historischen Abbau von Buntsandstein. Die Größe der Blöcke und das
schwierige Gelände verdeutlichten den Teilnehmern, mit welchem Aufwand
unter Verwendung einfachster Mittel unsere Vorfahren die Steine zum
Hausbau brechen und transportieren mussten. Nur wenige hundert Meter
weiter lag ein historischer Tonabbau (im Volksmund Doarkutte) im Wald.
Es handelt sich um flache Gruben, die teilweise trotz der beiden
vergangenen trockenen Sommer noch Wasser führten. Laut geologischer
Karte liegen sie im Röt, der unmittelbar an das Basaltvorkommen des
Atzmannstein angrenzt. Hier ergab sich eine lebhafte Diskussion über die
Genese von Tonlagerstätten als Verwitterungsprodukt sowohl von
Buntsandstein als auch Basalt. |
Kleine Pause am Vogelsküppel. Foto: E. H. Meidt
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Nach der Überquerung des
Atzmannsteins ging es dann abwärts in Richtung Uffhausen zu einem
kleinen Basaltabbau, der gegenwärtig als Grillplatz genutzt wird. Hier,
vor der Kulisse des Säulenbasaltes, gab Kerstin Bär einen umfassenden
Überblick über die Bildungsbedingungen der Säulen und deren
Interpretation als Lavastrom oder Vulkanschlot. Auf dem weiteren Weg
Richtung Uffhausen ergab sich dann noch ein herrlicher Blick auf die
Muschelkalklagerstätte des Langenbergs sowie in den Steinbruch der ZKW
Otterbein. Hier wurde deutlich
sichtbar, wie sich die harten Bänke des Trochitenkalks als Steilanstieg
und die weicheren Schichten des Mittleren Muschelkalks als
Verebnungsfläche morphologisch im Gelände auswirken. Auf dem Rückweg, am
Ortsrand von Uffhausen, erläuterte Kerstin Bär am Beispiel eines Feldes
mit fruchtbarem Lösslehm dessen Bedeutung als Relikt der Eiszeit. Am Ende der fünfstündigen
Tourwieder am Ausgangsort angekommen verabschiedeten sich die sehr
interessierten Teilnehmer und machten sich voller neuer Eindrücke auf
den Heimweg.
Manfred
Schulz |
Kerstin Bär bei Ihren Erläuterungen zur Entstehung der Basaltsäulen.
Foto: E. H. Meidt |