Vortrag und Exkursion zum Thema
Tertiär und Quartär des nordöstlichen Vogelsberges |
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Am 19. 03. 2022 fand die
erste öffentliche Veranstaltung des AK Geologie / Paläontologie in
Zusammenarbeit mit der Sektion Vogelsberg der Deutschen Vulkanologischen
Gesellschaft
in Lauterbach statt. Dr. Reinhard Fehl, in Personalunion beider
Veranstalter, hatte sich zur Leitung und Organisation dieser durchaus
anspruchsvollen und informativen Veranstaltung bereit erklärt. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Manfred
Schulz und Kerstin Bär ging es ins Gärtnerhaus des Hohausmuseums. Im Vortragsraum gab Dr.
Fehl eine Einführung in den Klimaverlauf des Tertiär und Quartär unserer
Region. Großen Wert legte er dabei auf die limitierenden Faktoren wie
Lage der Kontinente (Paläogeographie), Meeresverbindungen,
Neigungswinkel der Erdachse und die daraus resultierenden
Jahresdurchschnittstemperaturen.
Letztere waren bei durchaus deutlichen
Schwankungen im Schnitt deutlich höher als jetzt mit erheblichen Folgen
auf Niederschlagsmenge, Verwitterungspotential der Gesteine und
Sedimentbildung. Im Anschluss daran führte er durch die
erdgeschichtliche Ausstellung im Erdgeschoss des Gärtnerhauses. Neben
den Fossilien und Gesteinen aus dem behandelten erdgeschichtlichen
Zeitraum und geologischen Karten stießen historische Aufnahmen
verschiedener Abbaustätten von Kieselgur und Ton auf großes Interesse
der Teilnehmer.
An der nächsten Station, dem Hainig, erläuterte
er am Beispiel des Vogelsbergvulkanismus die Zusammenhänge zwischen
Vulkanismus und Tektonik. Des Weiteren verdeutlichte er, welche
Möglichkeiten der absoluten Zeitbestimmung sich aus dem Wechsel des
Erdmagnetfeldes bei Vulkaniten ergeben.
Vor diesem Kontext erläuterte auch anschaulich
die Entstehung des Lauterbacher Grabens. Beim anschließenden Besuch des
Hainigturms stellte Kerstin Bär die verschiedenen dort verbauten
Basaltgesteine vor. Die Aussicht von dort ermöglichte einen Ausblick
über das gesamte Grabensystem bis in die Rhön. An der nächsten Station am Rande der
mittlerweile zugewachsenen ehemaligen Tongrube der Ziegelei der
Freiherren von Riedesel verdeutlichte Dr. Fehl anhand eines skizzierten Profils der ehemaligen
Lagerstätte die Abfolge der Sedimente und die Fundlagen der spektakulär
erhaltenen Pflanzenfossilien aus dem Museum. Hier entwickelte sich eine lebhafte Diskussion
über die Entstehung der dort abgelagerten Tone.
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Dr. Fehl bei den Vorbereitungen zum Vortrag. Foto: M. Schulz
Blattfossilien aus der alten Lauterbacher Tongrube. Foto: M. Schulz
Historisches Foto aus dem Abbau der alten
Lauterbacher Tongrube. Foto: M. Schulz
Dr. Fehl bei seinen Erläuterungen zu
Vulkanismus und Tektonik am Hainig. Foto: K. Bär
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Die 4. Station zeigte eine weitere rekultivierte
Abbaugrube von Tonen bei Angersbach an der gegenüber liegenden Seite des
Grabens, die heute einem kleinen See enthält. Hier wurde nach dem Abbau
der ersten o.g. Grube der Ton per Seilbahn über die kreuzende
Bahnstrecke zur Ziegelei transportiert. Die 5. und letzte Station führte uns zur Wüstung
Hunlos. Dort in einem Wasserriss im Wald stehen große Tertiärquarzite
an. Anhand derer erläuterte Dr. Fehl die komplexe Gesteinsdiagenese vom
Verwitterungsrest Quarzsand, der durch aufsteigende Kieselsäure auf Höhe
des Grundwasserspiegels zum vorliegenden Tertiärquarzit zementiert
wurde. Hier und auch an den anderen Stationen wurde
allen bewusst, wie hilfreich die chemischen Kenntnisse von Herrn Dr.
Fehl für das Verständnis diagenetischer Prozesse sind. Alles in allem war dies eine äußerst gelungene
Veranstaltung mit großer Teilnehmerzahl. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an Dr.
Fehl für die aufwändige Vorbereitung dieser Veranstaltung mit
Arbeitsblättern und gelungener Umsetzung vor Ort.
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Kerstin Bär auf einem großen Teriärquarzit. Foto: R. Fehl |
Manfred
Schulz |